Habilitationsprojekt

König Edgar zwischen den Bischöfen Æthelwold und Dunstan; aus einer Handschrift der Regularis Concordia, 11. Jahrhundert (British Library, Cotton Tiberius A.iii, fol. 2v)

In meinem aktuellen Projekt untersuche ich, wie Bischöfe in der Zeit von etwa 950 bis etwa 1050 von ihren Zeitgenossen wahrgenommen und dargestellt wurden, insbesondere im Hinblick auf ihre Rolle bei umstrittenen Herrscherwechseln. Damit will ich den klassischen Blick auf die Bischöfe überwinden und sie nicht aus der Sicht der Könige untersuchen, als ihre Helfer und Mittelsmänner, wie das besonders für das ottonisch-salische Reich gemacht wurde, sondern ihre eigenen Aktionen ins Zentrum stellen, beziehungsweise das, was sich davon in den Quellen niedergeschlagen hat. Deshalb stehen erzählende Quellen im Zentrum meines Projekts, vor allem Historiographie (Geschichtsschreibung) und Hagiographie (Lebensbeschreibungen von Heiligen), aber auch Predigten und Rechtstexte. Ziel der Arbeit ist es, Wahrnehmungen und Konzeptionen des Bischofs und damit letztlich seine Rolle in der Gesellschaft des 10. und 11. Jahrhunderts zu bestimmen, und das nicht nur für das ostfränkische Reich, sondern auch im Vergleich mit England.

Königspfalzen

LAV NRW R, AA 0528 Vilich, Urkunden Nr. 3 recto
Detail aus der verfälschten Kopie der Urkunde Gregors V. vom 24.5.996, vermutlich ent­stan­den im 11. Jahr­hun­dert (Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland – AA 0528 Vilich, Urkunden Nr. 3, recto; Foto: D. Waßenhoven, © LAV NRW)

An der Universität zu Köln und an der Ruhr-Universität Bochum arbeiten mehrere Wissenschaftler:innen gemeinsam an einem Band des Repertoriums der deutschen Königspfalzen, der die Pfalzen in der Region Nordrhein behandelt. Ich bearbeite die beiden Orte Vilich und Schwarzrheindorf, die im Norden Bonns auf der rechten Rheinseite liegen. Beide Orte waren nicht in königlichem Besitz, aber verschiedene Könige haben dort auf ihren Reisen Station gemacht. Deshalb finden sich die Orte im Repertorium wieder und werden dort nach dem Schema »B« bearbeitet. Mehr zu den beiden Bearbeitungsschemata und zum Projekt insgesamt lässt sich auf Deutsche Königspfalzen digital nachlesen, einer Seite, die im Zuge der Bearbeitung des Teilbandes »Westfalen« entstanden ist. Außerdem gibt es eine Übersicht über die bisher erschienenen Bände als PDF-Datei.

Kirche in Schwarz­­rhein­­dorf, Innenansicht (Foto von Hawobo, CC BY-SA 2.0 DE)

In Vilich wurde am Ende des 10. Jahr­­hun­­derts eine Frauen­ge­mein­schaft gegründet. Die erste Äbtissin von Vilich war Adelheid, die später als Heilige verehrt wurde, auch wenn ihr Kult nur eine regionale Verbreitung fand (die Heiligsprechung erfolgte erst im 20. Jahr­hun­dert, genauer gesagt 1966). Schwarzrheindorf ist nur einen Steinwurf von Vilich entfernt, etwas näher am Rhein gelegen. Dort baute der Kölner Erzbischof Arnold II. von Wied im 12. Jahr­hun­dert eine Burgkapelle, in die nach seinem Tod ebenfalls eine Gemeinschaft religiöser Frauen einzog. Die Kirche ist nicht nur deshalb besonders, weil sie zwei Stockwerke hat und man von der unteren Ebene in die obere blicken kann (und umgekehrt), sie ist vor allem auch wegen ihrer gut erhaltenen Wand- und Deckenmalereien bekannt, die noch aus dem 12. Jahr­hun­dert stammen.

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